Faszination Amateurfunk
Selbst in der heutigen Zeit von Mobiltelefon und Internet sowie der weltweiten Globalisierung der Kommunikation
ist der Amateurfunk immer noch ein Entwicklungsfeld für neue, zukunftweisende Möglichkeiten der
Informationsübermittlung. Daran hat sich seit den Anfängen bis in die heutige Zeit nichts geändert.
Neben der Morsetelegrafie und dem Sprechfunk haben über die Jahrzehnte viele digitale Formen der drahtlosen
Kommunikation Einzug gehalten. Der Computerfreak findet hier ebenso Entfaltungsmöglichkeiten wie der Benützer
von Morsetaste und Mikrofon.
Eine der Exklusivitäten ist die Möglichkeit Geräte jeglicher Art selbst bauen und auch betreiben
zu können. Dieser Eigenbau hatte früher einen sehr hohen Stellenwert, ist aber heute durch das grosse
kommerzielle Angebot weitgehend ersetzt worden. Der Funkamateur ist aber heute noch ein Tüftler und Bastler.
Schon der Aufbau einer eigenen Funkstation erfordert innovative Ideen und die Entwicklung von technischen Lösungen
in den verschiedensten Bereichen.
Für mich ist dieses Hobby ideal, um Fremdsprachen trainieren zu können. Die Möglichkeit der
Kommunikation mit gleich gesinnten Personen in aller Welt, ohne dass man die Sprache des Partners kennen und sprechen
muss, ist eine weitere faszinierende Sache. Dazu setzen wir die gute alte Morsetelegrafie ein. International
genormte Abkürzungen kommen hier zur Anwendung, sozusagen ein "Amateurfunk Esperanto".
Der Weg zum Amateurfunk
Viele der Funkamateure sind eher zufällig zu diesem exklusiven Hobby gestossen. Andere haben den Einstieg
über die berufliche Ausbildung gefunden, und wieder andere sind in Rahmen einer militärischen Ausbildung
mit der drahtlosen Kommunikation erstmals konfrontiert worden. Jeder hat seinen ganz persönlichen Werdegang.
Funkamateure haben als Grundlage ihrer Tätigkeit eine Prüfung zu bestehen. Sie ist bei der Regulierungsbehörde
für Telekommunikation und Post (RegTP) abzulegen und umfasst
Bereiche der Technik, Normen und Vorschriften über den Aufbau und den Betrieb der Funkstation. Für die
Aktivität auf Kurzwelle ist zusätzlich der Nachweis für die Fähigkeit des Aufnehmens und Gebens
von Morsezeichen zu erbringen. Diese Kenntnisse kann man sich entweder durch den Besuch von Kursen, die von einigen
Sektionen des DARC oder VFDB
(Deutschland) / der USKA (Schweiz) / des ÖVSV (Österreich) angeboten werden,oder in Fernkursen wie z.B. Fernschule Bremen
aneignen. Informieren Sie sich bitte auf den entsprechenden Homepages.
Anmerkung: Die Morsetelegraphie als Zugang zur Kurzwelle wird voraussichtlich Mitte 2003 fallen. Nichtsdestotrotz
ist die Telegraphie eine faszinierende Betriebsart, die auch ich gerne nutze.
Public Relation
Amateurfunk findet kaum öffentlich statt, obwohl in Deutschland ein "öffentlicher Funkdienst".
Eine Ausnahme bildet zum Beispiel die Ausstellungsstation im Deutschen Museum in München oder auch die Ausstellungsstation im
Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Selbstverständlich versuchen wir, bei geeigneten Möglichkeiten unser
Hobby vorzustellen. Informationen an Schulen, Bereitstellung von Stationen am weltweiten Pfadfinder Funk-Event
"Jamboree on the air" und Ausstellungen jeglicher Art sind ideale Ansatzpunkte. Im Sortiment der Zeitschriften
findet man am Kiosk auch einschlägige Literatur, die meist monatlich erscheint.
Der erste Kontakt
Ideal ist ein direkter Kontakt mit einem aktiven Funkamateur. Wer mit offenen Augen durch Agglomerationen geht
und den Blick über die Dächer schweifen lässt, hat meistens schnell Erfolg. Amateurfunkantennen
sind entweder vertikale Stäbe oder auffällige, oft recht umfangreiche Konstruktionen.
Auf den Homepages der nationalen Amateurfunkverbände, des DARC
oder VFDB (Deutschland) / der USKA
(Schweiz) / des ÖVSV (Österreich) sind Adressen und
Homepages der regionalen Vereine / Ortsverbände zu finden. Mein Ortsverband ist zum Beispiel der DARC
I06, Ortsverband Emden. Anfragen können auch direkt an das jeweilige Sekretariat gerichtet werden.
Teilen Sie in jedem Fall Ihren Wohnort mit, damit Sie mit Informationen an die nächstliegende Kontaktstelle
verwiesen werden können. In vielen Ortsverbänden sind unverbindliche Besuche jederzeit willkommen.
Die Betriebsarten
Unter den Betriebsarten verstehen wir die Art und Weise der Informationsübertragung. Die älteste Betriebsart
ist die Telegrafie (Morsen). Sie ist im Kurzwellenverkehr nach wie vor sehr verbreitet. Das Morse-Alphabet wird
heute noch in unveränderter Form angewendet. Telefonie, auch Sprechfunk genannt, ist die Kommunikation mittels
Sprache. Hier hat durch die technische Entwicklung die Einseitenbandtechnik (SSB) die Amplitudenmodulation (AM)
abgelöst. Frequenzmodulation (FM) finden wir bevorzugt auf Frequenzen oberhalb 144 Megahertz (MHz).
Eine Vielzahl von digitalen Betriebsarten wurde durch den Einzug der Computertechnik möglich. AMTOR, PAKTOR,
Packet Radio und PSK31 sind nur einige davon. Durch den Einsatz der Soundkarten im PC kombiniert mit entsprechender
Software, ist der Aufwand an Hardware stark reduziert worden. - Die Übertragung von Bildern, Amateurfunkfernsehen,
Funkverkehr durch Reflexion der Signale an der Oberfläche des Mondes oder an den "Nordlichtern"
und viele andere Spezialitäten ergänzen die Vielfalt der Betriebsarten. Da der Amateurfunk ein öffentlicher
Funkdienst ist, werden Amateurfunkverbindungen stets in "offener Sprache" das bedeutet unverschlüsselt
abgewickelt und dürfen von jedermann jederzeit abgehört werden.
Die Funkstation
Jeder Funkamateur wird seine Station nach seinen persönlichen Vorstellungen und Möglichkeiten aufbauen.
Die Vielfalt an Varianten ist unerschöpflich. So gibt es als Minimalvariante das kleine Funkgerät, das
in einer Ecke der Wohnung ganz unauffällig auf seinen Einsatz wartet. Glücklich der Amateur, der ein
eigenes Zimmer (Shack) für die Funkstation zur Verfügung hat. Solche Kollegen verfügen oft über
eine grosse Anzahl von Geräten für verschiedene Einsatzbereiche. Allen Varianten ist jedoch etwas gemeinsam:
Sie wurden mit viel Fachkenntnis ausgewählt, gekauft und werden gehegt und gepflegt.
Die Antennen
"Ohne Antenne kein Funkverkehr" ist keine Erfindung der Funkamateure. Bedingt durch die physikalischen
Grundlagen der drahtlosen Kommunikation ist dies ein Muss. Amateurfunkantennen sind meistens recht gross, für
Kurzwellen oft sehr gross. Im Gegensatz zu den kommerziellen Diensten (Fernsehen, Radio, Mobiltelefon etc.) werden
Amateurfunkstationen mit viel kleineren Sendeleistungen betrieben. Durch den Einsatz von entsprechenden Antennen
und Empfängern mit äusserst hoher Empfindlichkeit ist es möglich, mit geringsten Sendeleistungen
grosse Distanzen, ja Kontinente zu überbrücken. Für den Aufbau einer Antennenanlage bestehen keine
Patentrezepte, jedoch verbindliche technische Vorschriften und Standards. Bedingt durch die Platzverhältnisse,
die benützten Frequenzbereiche, die geografische Lage und die örtlichen Rahmenbedingungen werden die
Installationen individuell konzipiert.
Amateurfunk und Sport
In der Tat, es gibt auch sportliche Varianten diese Hobbies. Da ist vor allem die Fuchsjagd zu nennen. Füchse
müssen bekanntlich gesucht und gefunden werden, bevor man sie erlegen kann. Genau gleich läuft auch die
Fuchsjagd ab, nur sind die Füchse hier Miniatursender, die irgendwo im Gelände versteckt sind. Die Jäger
tragen keine Gewehre sondern vielmehr Peilgeräte, um damit die Richtung zu den Füchsen zu bestimmen.
Die Peilergebnisse werden auf eine Karte übertragen, um anschliessend die Zielpunkte anlaufen zu können.
Es werden nationale und auch internationale Fuchsjagden durchgeführt.
Weniger mit körperlicher Kondition als mit mentaler Leistungsfähigkeit haben Funkwettbewerbe zu tun.
Solche Anlässe werden regional oder weltweit ausgeschrieben. Es ist das Ziel, innerhalb einer bestimmten Zeit
eine möglichst hohe Anzahl von Funkverbindungen abzuwickeln. Ein gutes Resultat erreicht nur, wer seine Funkgeräte
beherrscht, vorgängig die aktuellen Ausbreitungsbedingungen studiert hat und sich mit grosser Sicherheit im
Funkbetrieb bewegen kann. Beinahe jedes Wochenende findet irgendwo auf der Welt ein Funkwettbewerb statt. Diese
Veranstaltungen sind sehr gut dazu geeignet, die eigenen Fähigkeiten zu testen und zu verbessern.
Amateurfunk, Faszination und Exklusivität
Um den Amateurfunk aktiv ausüben zu können, ist ein grosses persönliches Engagement notwendig. Das
ist vermutlich einer der Hauptgründe, warum die meisten sehr lange dem Hobby treu bleiben. Selbst nach vielen
Jahren bleibt die Faszination der drahtlosen Kommunikation bestehen. Kontakte mit Freunden in anderen Kontinenten,
die kulturelle und politische Grenzen überwinden, begeistern uns immer wieder aufs Neue. Das Gespräch
mit dem Schiffsfunker in Asien, die Funkverbindungen über Amateurfunksatelliten, Telegrafieverbindungen nach
Südamerika oder Kontakte mit einsamen Inseln irgendwo im Pazifik gelegen, sind nur einige der möglichen
Höhepunkte. Für eine erfolgreiche Funkverbindung sind Faktoren entscheidend wie zum Beispiel der Zustand
der elektromagnetischen Schichten um die Erde, die Tageszeit, die Betriebstechnik des Funkers und die Qualität
der technischen Ausrüstung. Funkamateure lernen täglich wieder dazu.
Funkamateure betreiben ein einmaliges Hobby das der Pflege der grenzüberschreitenden Freundschaft und damit
der internationalen Verständigung dient.
Funkamateur im Dienste der Öffentlichkeit
Wir, die wir aktiv Amateurfunk betreiben, sind eine Gruppe von Personen, die über exklusive Fähigkeiten
verfügen. Aus diesem Grund rekrutieren die verschiedensten Organisationen Personal aus unseren Reihen. So
bestehen bestimmte Spezialeinheiten der Armee mehrheitlich aus Funkamateurn. Viele unserer Kollegen waren irgendwo
auf der Welt im Einsatz für das Rote Kreuz oder die Katastrophenhilfe. Oft konnten Funkamateure weltweit Hilfe
organisieren oder die Verbindung zwischen Katastrophenorten und Hilfeteams sicherstellen. Aktuelles Beispiel: Die
Flutkatastrophen.
Amateurfunk dient auch der Allgemeinheit.
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